Ein EU-Dokument sorgt für Verunsicherung in der Automobilbranche: Wird Kohlefaser bald verboten? Während erste Berichte für Aufsehen sorgen, gibt es nun eine offizielle Klarstellung.
Ein kürzlich veröffentlichter Entwurf des Ausschusses für Umwelt, Klima und Lebensmittelsicherheit des Europäischen Parlaments enthält Hinweise auf mögliche Regulierungen der Verwendung von Kohlenstofffasern in Fahrzeugen. Die Nachricht verbreitete sich schnell im Netz und löste Spekulationen aus: Plant die EU tatsächlich ein Verbot von Carbon in Autos?
Der ursprüngliche Bericht stammt von Nikkei Asia, das sich auf ein internes EU-Dokument vom Januar 2025 beruft. Darin wird vorgeschlagen, Kohlefaser auf die Liste jener Materialien zu setzen, deren Nutzung eingeschränkt oder verboten werden könnte – gemeinsam mit Schadstoffen wie Cadmium, Blei, Quecksilber oder sechswertigem Chrom.
EU-Parlament: „Keine Entscheidung getroffen“
Auf Anfrage bestätigte die Pressestelle des Europäischen Parlaments, dass es sich um einen nicht-finalen Entwurf handelt. Eine endgültige Entscheidung sei bislang nicht getroffen worden. Kohlenstofffasern wurden nach derzeitigen Informationen aus der Liste der zu verbietenden Stoffe gestrichen. Fahrzeuge, die in Europa verkauft werden, dürfen demnach auch nach 2029 weiterhin Bauteile aus Carbon enthalten.
Warum wurde Kohlefaser überhaupt diskutiert?
Grund für die Diskussion ist die Altautoverordnung, welche Vorgaben zur umweltgerechten Entsorgung von Fahrzeugen regelt. Im Zentrum steht dabei die Frage, wie recyclebar und umweltverträglich bestimmte Materialien sind. Laut EU-Schätzungen können Kohlefaserpartikel in die Luft gelangen und bei Hautkontakt gesundheitsschädlich wirken. Zudem besteht das Risiko, dass Kohlefaser elektrische Kurzschlüsse in Recyclinganlagen verursacht.
Kohlefaser im Automobilbau: Von der Formel 1 in den Alltag

Die Automobilindustrie zählt zu den größten Abnehmern von Kohlenstofffasern weltweit – rund 20 Prozent des globalen Verbrauchs entfallen auf diesen Bereich. Der Grund: Kohlefaser kombiniert extreme Festigkeit mit geringem Gewicht, was insbesondere bei modernen Elektrofahrzeugen und Fahrzeugen mit Fahrassistenzsystemen von Bedeutung ist.
Ihren Durchbruch feierte Kohlefaser 1981 mit dem McLaren MP4/1 in der Formel 1. Lamborghini setzte 1987 mit dem Countach Evoluzione erstmals konsequent auf Verbundmaterialien. 1991 folgte der Jaguar XJR-15, das erste Serienfahrzeug mit Carbonkarosserie und -chassis. Seither ist der Werkstoff in Sportwagen ebenso wie in Sondereditionen alltäglicher Modelle nicht mehr wegzudenken.
Wie geht es weiter?
Auch wenn ein Verbot derzeit nicht zur Debatte steht, bleibt Kohlefaser ein Thema für künftige Umwelt- und Recyclingrichtlinien. Die Diskussion um ihre Verwendung zeigt, wie intensiv sich die EU mit Nachhaltigkeit im Fahrzeugbau beschäftigt.