Wenn wir uns in ein Auto setzen, denken wir selten darüber nach, wie komplexe Systeme reibungslos zusammenarbeiten, um uns von A nach B zu bringen. Die Kardanwelle ist eine dieser unscheinbaren Helden, die seit rund 100 Jahren ihre Aufgabe erfüllen.
Ihr Name stammt von einem speziellen Gelenk, das um 1550 von einem Herrn Cardano aus Italien benannt wurde. Doch wer es tatsächlich erfunden hat, bleibt unter Gelehrten umstritten.
Was macht eine Kardanwelle?
Die Kardanwelle gehört zur Familie der Antriebswellen und überträgt Drehmomente, indem sie die Kraft vom Schaltgetriebe auf die hintere Starrachse weiterleitet. Vor allem bei Lkw ist diese Methode immer noch gängig.
Durch die ständig wechselnde Lage der Starrachse, abhängig von Beladung und Federung, muss die Kardanwelle die Kraft nicht nur geradlinig, sondern auch in unterschiedlichen Winkeln übertragen.
Hier kommen die Kardangelenke ins Spiel, auch Kreuzgelenke genannt. Allerdings führt ein zu großer Winkel zu sogenannten Kardanfehlern, die zu einer ungleichmäßigen Kraftübertragung und spürbarer Unruhe im Antrieb führen können.
Eine echte Dauerwelle
Moderne Geländewagen, wie der Nissan Patrol GR, verfügten bis 2010 über eine Starrachse und nutzten daher noch Kardanwellen. Doch inzwischen hat sich die Technologie weiterentwickelt, und bei den meisten Pkw werden geteilte Wellen verwendet, um Schwingungen zu minimieren und den Komfort zu erhöhen.
Wie ist eine Kardanwelle aufgebaut?
Kardanwellen müssen leicht, dennoch in der Lage sein, hohe Drehmomente zu übertragen, und dürfen nicht schwingen. Daher besteht die ideale Bauweise aus einem Rohr, üblicherweise aus Stahl, manchmal auch aus Aluminium. An dieses Rohr werden Flansche für die Hardyscheiben und das mittlere Kreuzgelenk angeschweißt.
Anschließend erfolgt eine sorgfältige Auswuchtung, ähnlich wie bei Autoreifen. Während Pkw heute meist geteilte Wellen verwenden, benötigen Geländewagen mit Starrachsen nach wie vor längere Kardanwellen, die mit mehreren Kardangelenken ausgestattet sind.

Warum gehen Kardanwellen kaputt?
In der Regel sind Defekte an Kardanwellen selten und oft die Folge anderer Schäden. Verschleißteile sind hauptsächlich die Hardyscheiben, die jedoch kostengünstig und schnell ausgetauscht werden können. Das Kreuzgelenk in der Mitte hält normalerweise sehr lange. Ein Kapitel für sich sind die Kardanwellen-Mittellager, die durch äußere Einwirkungen, wie zum Beispiel bei einem Frontaufprall, beschädigt werden können. Solche Schäden sind jedoch selten.
Woran erkennt man eine defekte Kardanwelle?
Eine defekte Kardanwelle macht sich durch Geräusche, Vibrationen und Spiel beim Lastwechsel bemerkbar. Bei verschlissenen Hardyscheiben kann es zu dumpfen Rumpelgeräuschen beim Anfahren kommen. Da die Kardanwelle in einem größeren Gang ungefähr mit der Motordrehzahl rotiert, sind solche Schwingungen schwer von Motorvibrationen zu unterscheiden.
Kann man mit einer kaputten Kardanwelle weiterfahren?
Mit einer defekten Kardanwelle sollte man nur dann weiterfahren, wenn man Folgeschäden in Kauf nimmt. Die Vibrationen und Schläge einer defekten Welle setzen sich in den Lagern von Getriebe und Differenzial fort und können diese zerstören.
Im schlimmsten Fall kann sich eine abscherende Kardanwelle verkeilen und zu einem Blockieren der Antriebsräder führen, mit entsprechenden Unfallfolgen. Die meisten Fahrzeuge sind jedoch gegen solches Verkeilen gesichert.
Kann man eine defekte Kardanwelle reparieren?
Ja, defekte Kardanwellen lassen sich reparieren. Es gibt Fachbetriebe, die Reparaturen an Kardanwellen durchführen, Kreuzgelenke erneuern, Verzahnungen ausbessern, Wellen auswuchten und sogar komplett neu anfertigen.
Kardanwellen-Reparatur: Einblick in den Prozess und Kosten
Die Kardanwelle, eine entscheidende Komponente im Antriebssystem eines Fahrzeugs, kann im Laufe der Zeit Abnutzungserscheinungen zeigen oder sogar Schäden erleiden. In solchen Fällen ist eine Kardanwellen-Reparatur unumgänglich. Hier werfen wir einen Blick auf den Reparaturprozess und die damit verbundenen Kosten.
Diagnose: Identifikation von Problemen
Der erste Schritt bei einer Kardanwellen-Reparatur ist die genaue Diagnose möglicher Probleme. Dies kann durch ungewöhnliche Geräusche, Vibrationen oder Spiel beim Lastwechsel bemerkt werden. Eine professionelle Werkstatt wird das Fahrzeug gründlich inspizieren und feststellen, ob die Kardanwelle repariert oder ersetzt werden muss.
Demontage der Kardanwelle
Sobald die Diagnose abgeschlossen ist, erfolgt die Demontage der Kardanwelle. Dies erfordert oft spezielle Werkzeuge und eine Hebebühne, um Zugang zum Unterboden des Fahrzeugs zu erhalten. Die sorgfältige Demontage gewährleistet, dass alle Teile korrekt entfernt werden, um eine genaue Reparatur durchzuführen.
Identifikation defekter Teile
Nach der Demontage werden alle Teile der Kardanwelle auf Schäden oder Verschleiß überprüft. Typische Verschleißteile sind die Hardyscheiben, Kreuzgelenke und das Kardanwellen-Mittellager. Eine genaue Identifikation defekter Teile ist entscheidend für eine effektive Reparatur.
Austausch oder Reparatur von Komponenten
Die defekten Teile werden entweder durch neue ersetzt oder repariert, abhängig von ihrem Zustand. Hardyscheiben können oft kostengünstig ausgetauscht werden, während Kreuzgelenke oder das Kardanwellen-Mittellager möglicherweise ersetzt oder überholt werden müssen.
Wuchtung und Montage
Nach dem Austausch oder der Reparatur der defekten Teile wird die Kardanwelle sorgfältig ausgewuchtet, um Vibrationen zu minimieren. Die korrekte Montage ist entscheidend, um sicherzustellen, dass die Kardanwelle in der richtigen Position und mit den richtigen Drehmomenten befestigt ist.
Abschließende Überprüfung und Testfahrt
Nach der Montage erfolgt eine abschließende Überprüfung, um sicherzustellen, dass alle Komponenten ordnungsgemäß funktionieren. Eine Testfahrt kann durchgeführt werden, um sicherzustellen, dass keine ungewöhnlichen Geräusche oder Vibrationen auftreten.
Kosten der Kardanwellen-Reparatur
Die Kosten für eine Kardanwellen-Reparatur können je nach Fahrzeugmodell, Art der durchgeführten Reparaturen und der Arbeitszeit variieren. Der Preis für neue Teile, Arbeitsstunden und eventuelle Zusatzarbeiten beeinflussen die Gesamtkosten. Eine grobe Schätzung für eine Kardanwellen-Reparatur liegt im Bereich von 200 bis 500 Euro, kann aber je nach Umfang der Arbeiten variieren.
Die Kardanwellen-Reparatur ist eine spezialisierte Aufgabe, die Fachkenntnisse und Erfahrung erfordert. Es wird empfohlen, diese Arbeiten von einer qualifizierten Werkstatt durchführen zu lassen, um eine korrekte Diagnose und Reparatur sicherzustellen. Frühzeitige Aufmerksamkeit für Anzeichen von Kardanwellenproblemen kann dazu beitragen, kostspielige Schäden zu vermeiden und die Lebensdauer des Antriebssystems zu verlängern.
Kann man eine Kardanwelle selbst reparieren?
Die Reparatur einer Kardanwelle erfordert Vorkenntnisse und Präzision. Geteilte Kardanwellen müssen gemeinsam ausgewuchtet und in einer bestimmten Position zueinander montiert werden. Das Mittellager muss spannungsfrei montiert werden, und die Drehmoment-Vorgaben des Herstellers sind beim Anziehen der Flanschverschraubungen zu beachten.
Da solche Arbeiten oft unter dem Auto durchgeführt werden müssen, ist eine Hebebühne oder zumindest eine Grube erforderlich. In den meisten Fällen ist es ratsam, die Reparatur einer defekten Kardanwelle den Profis zu überlassen.
Insgesamt ist die Kardanwelle eine faszinierende Komponente im komplexen Gefüge eines Fahrzeugs, die oft übersehen wird, aber entscheidend dazu beiträgt, dass die Kraftübertragung reibungslos funktioniert.